Anmerkungen des Regisseurs Andy Bausch zu «Trouble no more»
Bereits vor längerer Zeit habe ich meinen Director´s commentary angefangen und mit “Touche pas! Patrimoine culturel!” überschrieben.
Mittlerweile hat sich die Nachricht vom 3. Teil des «Troublemaker» herumgesprochen und die Fangemeinschaft ist ungeduldig und teilweise euphorisch. Das unterstützt natürlich den Druck, dem Luxemburger Film endlich wieder einen verdienten Publikumserfolg zu bescheren.
Die Änderungsarbeiten am Drehbuch waren zeitweise recht schmerzhaft, gerade auch weil Thierry Van Werveke Anfang Januar kurz vor einer Lebertransplantation stand und das ganze Projekt mit seinem Gesundheitszustand stehen und fallen würde. Doch Thierry aka Johnny Chicago hat die Operation gut überstanden, erfreut sich einer guten Gesundheit und dreht schon wieder.
Zusammen mit meiner Script-Doktorin und Co-Autorin Jasmine Hoch (die von Thierrys Zustand nichts wusste) haben wir die Anzahl der Figuren etwas reduziert und das Buch noch mehr auf die Figur von Johnny Chicago fokussiert.
Die Einstellung von Jasmine Hoch war ganz klar folgende: Man soll diesen Film auch verstehen und gern haben können, ohne je einen der beiden vorherigen «Troublemaker»-Filme gesehen zu haben. So wurden jene, einem «Troublemaker» Fan längst bekannten, Motive und Ursachen der Figur Johnny Chicago unterstrichen und erläutert. Auch an den Frauenrollen wurde viel gearbeitet.
Die Beziehung und langsame Zusammenführung von Johnny Chicago und seiner Tochter, die Polizistin ist (also in Sachen Berufswahl ausgerechnet Johnnys Feindbild ausgewählt hat), wurde psychologisch überarbeitet und ausgebaut.
Jorsch, der jüngste aus der kriminellen Gemeinschaft, ist zugunsten einer gestrichenen früheren Figur verstärkt worden und spielt nun eine der tragenden Rollen im Film. So wird Jacques Guddebuer nun fast zu einer Art Vaterfigur für den ungeduldigen, orientierungslosen, jungen Jorsch.
Die Rollen von Tessy und Jorsch besetze ich mit jungen luxemburgischen Schauspielern. Nora Koenig und Nilton Martins wurden beide gecastet und haben mit Thierry Van Werveke ein paar der wichtigen Szenen durchgespielt.
Ihnen und weiteren jungen Darstellern gegenüber stehen die drei gesetzten Schauspieler, die schon 1988 ihre jeweiligen Rollen interpretierten; Nicole Max, der – wieder auferstandene – Thierry Van Werveke und der seit 10 Jahren in Namibia lebende Ender Frings.
Sprachlich ist der Film fest in luxemburgischer Hand – die wichtigste Fremdsprache ist Fran-zösisch (dies hauptsächlich durch die Figur von Zizou). Das entspricht im wesentlich viel mehr einer Realität als z.B. bei «Back in Trouble», bei dem ich Dutzende von Gastauftritten befreundeter deutschsprachiger Filmstars hatte, die nachträglich betrachtet für mich heute eher als Fremdkörper wirken. Die Sprache in jenem sozialen Milieu (Knackis, Polizisten und Ganoven) ist doch eher Französisch.
Ich bin – wie man weiss - seit jeher ein grosser Verfechter des Kinos in luxemburgischer Sprache. Für mich gibt es dem Ganzen einen noch “authentischeren“ Touch.
Eine sorgfältige Farbbestimmung zum Unterstützen der eher bluesigen, an „film noir“ und französisches Polizeifilmkino angelehnte Atmosphäre, ist Vorraussetzung. Die sozial recht tief angesiedelten Figuren leben nur im Schatten des Luxemburger Wohlstands und der Film sollte deshalb möglichst in den düsteren November und Dezember Monaten gedreht werden. Bei der gerüchtemässigen Erzählung der Flucht nach Amerika setzen wir dann eine diskrete Verfälschung der Farben und der Kontraste ein.
Die Liste der Locations wird kaum als Reiseführer für Touristen dienen können. Dieses sozial heruntergekommene Milieu steht im Kontrast zu der dauernd präsenten Entwicklung von Luxemburg Stadt. Überall werden neue moderne Gebäude aus dem Boden gestampft, versprechen riesige Baustellen noch mehr Wandel. In jenen modernen architektonischen Verwand-lungen bewegen sich die älteren Figuren (Jacques, Moreno, Jenny) eher wie Fremdkörper.
Obschon «Trouble no more» ein eigenständiger, moderner Film sein soll, liegt mir doch sehr am Herzen, dass sich dieser dritte Trouble-Film in die Trilogie einreiht. Man soll mit Stolz später auf eine Troublemaker-Box zurückgreifen können, die die Geschichte von zwei luxemburgischen Kinohelden und ihren Weggefährten über 20 Jahre hinweg erzählt.