Interview mit Komponist und Musiker Paolo Conte
Gibt es einen Unterscheid zwischen der Arbeit an Filmmusik und dem Komponieren von Musik für eine CD zum Beispiel?
Ja. Im Film bist du selbst nicht physisch involviert wie du es bist, wenn du auf einer Bühne stehst oder im Aufnahmestudio. Denn hier bist du es, der singt oder ein Instrument spielt. Auf der Bühne, im Studio offenbarst du dich quasi, indem du eine bestimmte Intimität mit dir selber herstellst. Im Film hingegen sind es die Figuren, die sich mit deiner Musik ausdrücken.
Wie bist du das Projekt «The Blue Arrow» angegangen?
Nach einigen ersten Gesprächen mit Enzo habe ich versucht, so gut wie möglich in den Film einzutauchen, indem ich mit ihm die Farbgebung diskutiert habe. Anschliessend habe ich versucht, in der Musik selbst sowohl die wärmsten als auch die kältesten Farbtöne zu finden. Erst danach begegnete ich den einzelnen Charakteren in den Zeichnungen von Paolo Cardoni, und ich begriff, aus welchem Holz sie geschnitzt sind.
Wie bist du mit der Tatsache umgegangen, dass die Figuren nicht von menschlichen Darstellern gespielt werden, sondern eben Zeichentrickfiguren sind?
Es hat mir die Arbeit erleichtert. Ich finde, dass im "echten" Kino das Spiel der Schauspielerinnen und Schauspieler die ursprüngliche Bedeutung des Erzählten verfälscht. Mit Zeichentrickfiguren kommt dies nicht vor, denn sie bringen nicht noch zusätzlich ihre eigene Persönlichkeit hinein; man kann sie vollständig neu erschaffen und auf diese Weise sehr nahe an eine urtümliche Poetik der Figuren herankommen.
Mit welchen Personen hast du dich selbst am ehesten identifiziert?
In «The Blue Arrow» mit dem Indianerhäuptling Silberfeder. Er verkörpert die antike Weisheit, die fast wortlos, aber durch ständige Präsenz in der erzählten Geschichte repräsentiert wird. Wenn ich mich aber zurück erinnere an meine Spielzeuge, die ich selbst als Kind besass oder mir wünschte, so erlebe ich den Zug als etwas Lebendiges, wie ein menschliches Wesen.