Interview mit Art Director Paolo Cardoni
Worin unterscheidet sich das Illustrieren eines Buches vom Entwerfen von Zeichentrickfiguren?
Meine Vorstellung von Trickfilm ist eigentlich die von animierten Illustrationen. Es besteht für mich kein Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Darstellung, ausser der technischen Seite der Animation. Ein Film zwingt einen, die Figuren stets aus allen Blickwinkeln vor Augen zu haben, ein wenig wie wirkliche Schauspieler, die Hintergrundbilder wie reale Räume wahrzunehmen. Kurz: man muss im Film technische Probleme angehen, die in einem Buch auf eher künstlerische Art gelöst werden können.
Wie habt ihr an der Charakterisierung der Personen gearbeitet?
Enzo hatte ziemlich genau Vorstellungen von den einzelnen Figuren und deren Charakter. Ich habe mir seine Ideen angehört und dann die Prototypen gezeichnet. Dann musste Enzo mir zuhören, wie ich meine Vorstellungen von den Personen verteidigte. Das grösste Problem war, Kompromisse zu finden zwischen meiner einfachen Art zu zeichnen und den cinematografischen Anforderungen, der Verkindlichung der Ausdrücke und Bilder etc. Das Einfügen von Augenbrauen zur Verstärkung der Mimik, war für mich sicher die traumatischste und quälendste Phase der Adaption, weil ich bisher Geschichtszüge stets auf das absolute Minimum reduziert hatte.
Wie habt ihr die ideale Stadt konzipiert? Ist es reine Phantasiewelt oder habt ihr euch auch an realen Städtebildern orientiert?
Das Problem des Ortes, des Dorfes oder der Stadt, in der sich die Geschichte abspielt, hat uns lange Zeit beschäftigt. Wir haben uns gefragt, ob der Ort an eine präzise, real existierende Stadt erinnern sollte, ob dieser Ort eher norditalienisch oder südlich aussehen solle usw. Schliesslich kamen wir zum Schluss, dass wir die ideale italienische Stadt finden mussten. Orbetello, ein Ort, den ich seit vielen Jahren als typisch italienisch kenne und liebe, kam mir natürlich sofort in den Sinn. Orbetello ist ein Städtchen, das in meinen Augen die Lieblichkeit von gewissen norditalienischen Gegenden verkörpert.
Wie hast du das Problem gelöst, nächtliches Licht mit den Farben der Figuren zu vereinen?
Durch Experimente und Tests haben wir eine spezielle Lichtgebung und eine originale Farbskala erhalten, die je nach Tag- oder Nachtzeit in einer bestimmten Weise zu verändern ist. Ich wollte auf jeden Fall weg von dem Gespenst des Disney-Standards, das mich nicht nur wegen den Nachtszenen verfolgte.