«Reizendes Gift»
Betroffene erzählen von der ehemaligen Chemiefabrik Ugine-Kuhlmann und deren Hinterlassenschaft von ca. 120'0000 Tonnen hochgiftigem, dioxinhaltigem Chemiemüll in der Region Dreieckland. Vergiftete Kuhmilch, verseuchte Muttermilch, verschmutztes Grundwasser: ein Umweltskandal, dessen Ausmass erst allmählich zutage tritt. Gleichzeitig vermitteln die porträtierten Personen aber auch ein Stück Leben in einer Region, die von der chemischen Industrie lebt.
Inhalt
«Reizendes Gift» erzählt die Geschichte eines Umweltskandals, der in seiner Dimension erst allmählich bewusst wurde, und der die Region Nordwestschweiz, Südbaden, Elsass – das so genannte Dreieckland – noch lange beschäftigen sollte.
Bis 1974 produzierte das französische Unternehmen Ugine-Kuhlmann Lindan, ein mit DDT vergleichbares Chlorinsektizid. Die Fabrik stand unmittelbar an der Schweizer Grenze, in Hüningen. Sie wurde 1976 abgerissen.
Bei der Produktion von Lindan entstanden hochgiftige Abfälle. Ugine-Kuhlmann hat ca. 120'000 Tonnen von diesem Abfall im Ober- und Unterelsass abgekippt. Ausserdem verwehte der Wind das Abfallpulver über die Grenze in die Schweiz und nach Deutschland. Die Folge: Insektizidbelastete Muttermilch und vergiftete Kuhmilch. Lindan im Grundwasser war die Regel.
Der Film lässt Betroffene aus drei aneinandergrenzenden Ländern zu Wort kommen: Ein Kiesgrubenbesitzer, ehemalige Mitarbeiter von Ugine-Kuhlmann, ein Lastwagenfahrer und ein Geologe aus Frankreich, ein Zölllner und ein Kantonschemiker aus der Schweiz, aus Deutschland ein Bauer und eine Mutter, deren Muttermilch verseucht war, erzählen von ihren Erfahrungen mit dem giftigen Abfall. Ihre Berichte vermitteln ein Stück Leben im Dreieckland, die Bedeutung der chemischen Industrie und den alltäglichen Umgang mit Grenzen.
Durch die Zivilcourage der Mitwirkenden, die sich offen äussern, weist der Film über den konkreten Fall der Fabrik Ugine-Kuhlmann und die Region hinaus. Er regt an zum Nachdenken über die Verführbarkeit des Menschen, den Glauben an den Fortschritt und den Umgang mit Angst.
Die Wärme, die von jeder einzelnen der porträtierten Personen ausgeht, ihre liebenswerten Eigenschaften und Marotten stehen der Härte des Themas gegenüber. Zwischen den Menschen und der Industrie liegt die Landschaft des Dreiecklandes mit ihren Gruben, ihren Grenzübergängen, ihren Tieren und ihren Naturereignissen. Hässlichkeit kann auch schön sein.
Die Filmrecherchen haben nicht zuletzt Orte zum Vorschein gebracht, an denen Lindan-Abfälle abgelagert worden sind; - Lagerorte, über die vorher noch nie gesprochen wurde oder die gar nicht bekannt waren.
Festivals
Nyon, Solothurn |
Allgemeine Angaben
Produktionsland | Schweiz |
Co-Produktionsländer | Deutschland |
Produktionsjahr | 1995 |
Gattung | Dokumentarfilm |
Genre | Reportage / Porträt |
Projektions-/Sendeformat | 16mm |
Dauer | 60min |
Sprache | Deutsch |
Cast
Crew
Drehbuch | Martin & Priska Forter |
Regie | Martin & Priska Forter |
Chef-Kamera | Priska Forter, Christian Schläpfer |
Direkt-Ton | Jürg Peterhans |
Bildschnitt | Christian Iseli, Pius Morger |
Produktion | FAMA FILM AG |
Produzent(en) | Rolf Schmid |
Co-Produzent(en) | ZDF, SF DRS |
Finanzierung | |
Verleih | FAMA FILM AG |