Anmerkungen der Regisseurin Barbara Albert zu «Nordrand»
Bilder einer grauen Zugfahrt durch Bad Schandau 1987. Gelbe Kinderregenmäntel mit Parteiabzeichen. Kilometerlange Schlangen tschechischer Reisebusse auf der Brünner Strasse in Wien 1989. Weihnachten. Ein halb erfrorenes Mädchen im Schnee. Holländische Tulpenfelder. Ein Bier am Strand im Norden. Seven Seconds. Tote und Tränen vor den Fernsehnachrichten. Erdbeerbowle am Balkon der Siedlung. Das Mädchen im rosa Minirock am Kiosk in Sarajevo. Schuluniformen und zwei chinesische Plastikpuppen in Rumänien 1981. Herbstwind. Der Zauberwürfel.
Ein roter Drachen am Himmel. Bilder.
Begonnen hat alles in der Zeit rund um das Jahr 1990, als der Eiserne Vorhang fiel. Jung zu sein, Kinder zu bekommen oder nicht ... Und dann der Krieg, der uns seit 1992 beschäftigt oder auch nicht, den wir dazwischen schon so satt gehabt haben und der dann wiedergekehrt ist, kein Ende nimmt. Der unser Weltbild ins Wanken gebracht hat, so wie auch die Ostöffnung keinen Stein mehr auf dem anderen gelassen hat. Die Alternativen sind rar, Gedanken wollen wir uns kaum machen. Auch Stellung beziehen fällt uns nicht leicht.
Und trotzdem gibt es Figuren wie Jasmin, Tamara, Senad, Valentin und Roman. Sie kehren immer wieder zurück. Sie ändern und bewegen sich mit den Schauspielern, waren aber immer schon so wie sie jetzt sind. Alles geht weiter. Scheinbar sind wir jetzt erwachsen.