Anmerkungen des Regisseurs Frédéric Fonteyne zum Film «La femme de Gilles»


«La Femme de Gilles» ist eine Geschichte voller Allgemeingültigkeit. Die Versetzung ins Arbeitermilieu macht es möglich, sich auf die Blicke, Gefühle und entstehenden Empfindungen zu konzentrieren. Es gibt weder Funk noch Fernsehen, nur den Verlauf der Jahreszeiten und das in den Fabriken brennende Feuer, das als Metapher für das steht, was in Elisa brennt.

Im Film werden Gefühle und Wahrnehmungen gespiegelt, wie Wärme, Kälte, Wasser, Feuer, Wind, Schnee, Nebel, Schmerz, die Wärme eines Körpers, auf dem man ruht, Lachkrampf, Arbeit und Müdigkeit, Begehren, das wie Feuer brennt und das nicht gelöscht werden kann.

Es ist ein Film über jenen Moment, jene Verzögerung, bis ein Kind zu weinen anfängt, wenn es zu Unrecht geohrfeigt wurde. Über die Zeit, bis es nicht mehr zu verstehen versucht, weshalb. Dann weint das Kind eben los, weil es nichts versteht, aber das Kind sagt es wenigstens, weil es nur noch getröstet werden möchte.
Elisa hingegen kann niemand trösten. Vielleicht, weil sie nicht weint. Weil sie beschlossen hat, zu schweigen und ihre Liebe auf diese Weise heroisch zu leben.

Das mag zwar seltsam, unerträglich und heftig erscheinen, aber damit will ich eben auch sagen, dass es menschlich ist - ich kann es nachvollziehen, und mir graut davor. Und wie Madeleine Bourdouxhe hätte ich Elisa vermutlich aus ihrem Heldentum erlösen wollen. Ich weiß, ich werde mich darum bemühen und es wird mir sicherlich nicht gelingen. Weil Elisa sich selbst retten wird, in einer letzten leidenschaftlichen Tat, und damit wird sie uns auf unsere Leben, Lieben und Fragen verweisen.

SIDE B