Anmerkungen des Regisseurs Pierre-Henry Salfati zu «Der letzte Mentsch»

Tätowierung für die Ewigkeit
Was geschieht, wenn der letzte der Tätowierten stirbt? „Der Letzte der Tätowierten“, so könnte der Film auch heißen. Der Letzte dieser Juden, die der Hölle entkommen sind, auf ihrem Arm eine Nummer auf ewig eingraviert! Der Letzte dieser Juden wird ebenfalls verschwinden. Unausweichlich.
Was wird dann geschehen? Wird die Welt sich verändert haben? Verändert wie damals, als der letzte Mohikaner verschwand? Verändert wie damals, als der letzte Dinosaurier verschwand? Der letzte König von Thule oder der letzte der Iks! Falls sich noch jemand an die Könige von Thule und die armen Iks erinnert!
So denkt Gül am Ende auch von Marcus, dass er einer der letzten seiner Art und deshalb besonders ist. Die Begegnung zwischen den beiden Protagonisten ist vom Zufall bestimmt. Aus einer Laune heraus bietet Gül an, dass sie Markus nach Satu Mare fährt. Vielleicht aber auch nur, um ihren Freund Saschka eins auszuwischen. Markus ergreift die Chance und begibt sich auf das Abenteuer. Zwei Menschen die nicht unterschiedlicher sein könnten und doch viel gemein haben.

Figuren
Gül hat keine Familie und sie hat auch das Vertrauen in die Familie verloren. Sie hat die Familie verlassen und sich emotional verschlossen. Erst durch Marcus lernt sie wieder Vertrauen in andere Menschen zu fassen und findet in ihm den verlorenen Vater oder Großvater. Marcus gibt die Regeln vor und ist sehr bestimmend und klar wie er sich die Reise vorstellt. Gleichzeitig genießt er es in Gesellschaft eines jungen Menschen zu sein und somit nach langer Zeit wieder aus seinem Eremiten-Dasein entfliehen zu können. Der Film soll die Annäherung dieser zwei unterschiedlichen Menschen zeigen. Über Konflikte, die sie überwinden müssen, um dann in emotionalen Momenten zueinander finden zu können.

Atmosphäre / Kamera
Der Film beginnt in der Enge, obwohl er in der Großstadt spielt. Die Wohnsiedlungen am Randgebiet von Frankfurt zeigen die kleine Welt von Markus und Gül.
Es gerät etwas aus dem Takt. Ist es das Herz oder auch die Gedanken?
Mit dynamisch, bewegten und filmischen Bildern, die uns die Umgebung sofort vermitteln und uns auch sofort mitteilen, wer unsere Hauptprotagonisten sind beginnt diese Geschichte. Das alte Gesicht von Marcus ist unsere Landkarte und führt uns durch sein Leben. Wir sind dicht an ihm dran.
Das Road Movie beginnt rasant und wird zum Ende hin langsamer und die Bilder öffnen sich, zeigen die Größe und Weite der Natur und Landschaft im Osten Europas.

Musik
Ein Hauptthema wird uns mit Marcus durch die Geschichte begleiten und in verschiedenen Varianten von melancholisch, dramatisch und beschwingt durch die Szenen führen. Eine moderne Komposition mit regionalen Instrumenten aus Ungarn und Rumänien werden dem Film die Regionalität verleihen und zugleich auch eine Glaubwürdigkeit vermitteln.
Die Reise von Marcus und Gül ist nicht nur eine Reise zur eigenen Identität, sondern auch die Frage nach den eigenen Zielen und Wünschen. Dieses emotionale Road-Movie, die zwei sehr unterschiedliche Menschen zusammenführt wird es dem Zuschauer einfach machen sich mit einer der Figuren zu identifizieren und mit Ihnen auf die Reise gehen.


SIDE B