Anmerkungen des Regisseurs Werner Zeindler zu «Der Choreograf HEINZ SPOERLI»
Wenn einer an seine künstlerische Arbeit einen derart hohen Anspruch setzt wie der Choreograf Heinz Spoerli, maximale Leistung von anderen fordert, Vollkommenheit will, diese vor allem auch von sich selber abverlangt, dann bedingt dies Besessenheit für die Perfektion. Je älter Spoerli wird, desto radikaler wird er in seinem Wollen von guter Tanzkunst.
Für mich ist Heinz Spoerli ein schöpferischer Künstler, der die Musik sichtbar macht, indem er ihr zusätzliche Dimensionen hinzufügt, nämlich den Bewegungsfluss und Szenen menschlichen Lebens, Fragmente von Geschichten, die in ihrer Abfolge zu einer dramatischen Einheit werden. Er visualisiert seine Hörerfahrung in der Darstellung auf der Bühne mit den Mitteln des Tanzes und den technischen Raffinessen des Theaters und öffnet dadurch auch mir Freiraum für ein neues persönliches Erfahren.
Kennengelernt haben wir uns vor einigen Monaten. Ich bin als Zuschauer in seine Ballettaufführungen gegangen, weil ich angefangen habe zu verstehen, dass Tanz Sprache ist, Ausdruck des menschlichen Lebens, Sprache des Körpers und der Psyche, Sprache aller Wesensformen menschlicher Existenz, wo sich Beziehungen aufbauen und wieder lösen und wo mir eine Geschichte erzählt wird.
Ich kann Tanz sehen, die Stimmungen des Tanzes als Bewegung emotional empfinden. Die Bewegungen verharren nicht lediglich in Bildern, an die ich mich später erinnere. Es geht um Aussage und Wirkung von Inhalt. Diese Wahrnehmung von Tanzkunst kann der Film vermitteln.
Obwohl im Film viel getanzt wird, ist es kein Tanzfilm im Sinne einer Verfilmung von Tanz. Das Spannende ist, sich diesem schöpferisch tätigen Künstler zu nähern, die Entwicklung seiner choreografischen Arbeit zu verfolgen und damit seine charakteristischen Eigenschaften kennen zu lernen.
Dass Heinz Spoerli diese Annäherung überhaupt in einem Film zulässt, ist keine Selbstverständlichkeit.